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AutorenbildConstance Grunewald-Petschke

ZWISCHEN REIZ UND REAKTION LIEGT EIN RAUM: UNSERE FREIHEIT.

Zwischen Reiz und Reaktion liegt ein Raum. In diesem Raum liegt unsere Macht zur Wahl unserer Reaktion. In unserer Reaktion liegen unsere Entwicklung und unsere Freiheit.

In einer bewussten, authentischen Elternschaft geht es darum, diesen Raum, den Viktor Emil Frankl – ein österreichischer Neurologe & Psychiater und Holocaust-Überlebender - für mich so treffend als den Schlüssel zu unserer persönlichen Freiheit beschreibt, zu öffnen, zu erkunden und absichtsvoll zu gestalten.




Dieser Raum ist in jedem von uns. Er existiert, schon immer. Durch unsere schnelllebige, nach außen und in die Zukunft gerichtete Art zu fühlen, zu denken und zu handeln, haben wir ihn manchmal nur vergessen. Oder ihn hinter eine schwere Eisentür gesperrt, versehen mit einem rostigen Schloss, das fast so alt ist, wie wir selbst. Vielleicht haben wir uns angewöhnt, nicht darüber nachzudenken, welches Potenzial diesem Raum verborgen sein könnte. Vielleicht glauben wir, dass wir keine Zeit haben uns damit zu beschäftigen. Oder wir haben Angst vor dem, was sich vor uns darin ausbreitet. Aber dieser Raum ist immer noch da. Inmitten unseres Lebens. Inmitten unseres Seins als unsere innere Realität und unsere ganz persönliche Wahrheit. Unser Fundament, das darauf wartet sichtbar zu werden.



Bewusste, authentische Elternschaft ist ein Prozess der Selbsterforschung


Unsere Kinder geben uns wie kein anderes Wesen auf dieser Welt die einzigartige Chance, diesen Raum wieder zu öffnen. Wie kleine Schatzsucher wissen sie instinktiv, dass da noch irgendetwas schlummert in uns. Und sie machen uns darauf aufmerksam: mal mehr, mal weniger nachdrücklich. Sie fühlen, wenn wir nicht wir selbst sind, wenn wir uns hinter unserer Elternrolle verstecken und eine Maske tragen. Sie spüren sich im Hier und Jetzt. Und sie wollen uns spüren. Direkt und wahrhaftig.


Eine bewusste, authentische Elternschaft ist weder ein Konzept, noch ein Ideal. Sie bezeichnet einen sich wiederholenden Prozess, in dem wir in jedem Augenblick unserer Elternschaft immer wieder neu lernen, unvoreingenommen und offen auf unser persönliches Erleben einzugehen.

Wenn wir also eine bewusste, authentische Elternschaft gestalten möchten, dürfen und müssen wir uns zunächst einmal dem Prozess der Selbsterforschung widmen. Ein Prozess, der uns einlädt in unsere Stille zu gehen. Hinab ins Souterrain unseres allgegenwärtigen Bewusstseins. Um den Schlüssel des alten Vorhängeschlosses in die richtige Richtung zu drehen, die knarzende Eisentür behutsam zurückzuschieben und dem zu begegnen, was wir dort in uns finden: unsere ganz eigene Wahrheit.


Und dafür brauchen wir weder fancy Konzepte, noch wochenlange meditative Selbstfindungs-Retreats im Kloster. Wir bedienen uns dessen, was uns im Hier & Jetzt unseres Familienalltags zur Verfügung steht: unseres Körpers, unseres Herzens und unseres Verstandes.




Body, Soul & Mind


1. Unser Körper

Unser Körper gibt uns jede Menge Möglichkeiten, unseren ganz eigenen Seins-Raum zu öffnen und zu betreten. Dazu brauchen wir nicht zwingend irgendwelche zeitaufwendigen Rituale in unseren ohnehin schon engen Familienalltag zu pressen.


Wir können in jedem einzelnen Augenblick unseres Familienalltags unsere Aufmerksamkeit ganz bewusst auf unsere Körperempfindungen lenken um zu schauen, was sich da zeigt.
Einfach nur spüren. Grenzen wahrnehmen. Druck und Dehnung. Enge und Weite. Unterscheiden lernen. Neugierig, offen und ohne Vorurteile. Sein und spüren.
Beim Gehen. Nach dem Aufwachen. Vor dem Einschlafen. Beim Kuscheln. In der Küche, im Bad oder im Kinderzimmer.

Wenn wir über den Körper in unseren inneren Raum vordringen, dann werden wir dort unsere Wahrheit finden, unsere Authentizität. Wir werden uns unserer Gefühle, unsere Ängste und unsere Grenzen bewusst und wir können erkennen, worum es uns im Leben eigentlich geht. Unser Körper ist unser Wegweiser. Wenn wir beginnen ihm Beachtung zu schenken.



2. Unsere Gefühle

Gefühle sind immer eine Mischung aus körperlichen Energien und Gedanken. Wenn wir lernen unserem Körper aufmerksam zuzuhören, werden wir Sinneswahrnehmungen erfahren, die uns auf diese Gefühle aufmerksam machen.


Das Herausfordernde an Gefühlen ist, dass wir vor allem die unangenehmen nicht fühlen möchten. Sie sind lästig: drücken, engen ein, schnüren die Luft ab. Sie schmerzen. Also schieben wir sie von uns um sie nicht zu spüren. Um weiterzumachen wie geplant. Doch während wir das tun, wirken sie weiter: machen auf sich aufmerksam, wollen gesehen und gehört werden. Sie poltern, schreien und lärmen. Wollen raus, möchten ihren Job erledigen. Und wir verwenden unsere Energie darauf sie weiter hinter Verschluss zu lassen. Weil wir nicht wissen was passiert, wenn wir sie freilassen. Weil wir Angst haben, die Kontrolle zu verlieren. Weil wir funktionieren möchten.


Was ist wenn wir die Kontrolle für ein paar Momente abgeben, unseren inneren Raum öffnen und es schaffen, alle Gefühle, die da sind, unvoreingenommen und liebevoll anzunehmen?


Wenn wir uns die Zeit nehmen, neben Freude und Glück auch unserer Trauer, unserer Wut und unserer Angst Raum zu geben, zu sein und gefühlt zu werden, dann ist dies ein radikaler Akt der Selbstliebe. Ein Akt des Empowerments. Denn die dadurch freigesetzte Energie schenkt uns die Möglichkeit loszulassen und ohne Altlasten weiterzumachen. Im Hier & Jetzt.


3. Unser Verstand

Unser Verstand kreiert unsere Gedanken. Er entscheidet über Richtig & Falsch, Schwarz & Weiß und Gestern & Morgen. Er ist kreativ, weitsichtig, kategorisierend und analytisch. Und er hört praktisch niemals auf zu denken. Rastlos. Chaotisch. Suchend. Urteilend.


Wenn wir bewusst und authentisch leben möchten – mit oder ohne Kinder –, ist die absolute Basis unsere Gedanken bewusst wahrzunehmen. Forscher gehen davon aus, dass wir mehr als 60.000 Gedanken pro Tag denken, nur ein minimaler Bruchteil davon ist als „positiv“ zu bewerten. Und sie beziehen sich entweder auf die Vergangenheit oder auf die Zukunft: obwohl die Vergangenheit schon vorbei ist und die Zukunft noch nicht begonnen hat. Komisch, oder?


Was wäre also, wenn wir es schaffen könnten unsere Gedanken statt sie zu denken, einfach mal nur zu beobachten: vielleicht für 5 oder 10 Minuten am Tag?

Wir würden erkennen, wie sinnlos die meisten von ihnen sind. Die Gedanken über uns selbst, über unsere Kinder, über die Dinge, wie sie zu sein haben. Und was würde dann passieren?
Dann wären wir ein ganz klein wenig freier.
-> Um die Dinge so zu tun, wie sie sich richtig anfühlen für uns. -> Um uns so anzunehmen, wie wir sind. -> Und um unsere Kinder so anzunehmen, wie sie sind.

Fern von irgendwelchen kollektiven Konzepten um Richtig & Falsch.



Mindful Authentic Parenting.

Eine Achtsamkeitspraxis für Eltern


Die Erforschung unserer inneren Realität ist das Fundament einer bewussten und authentischen Elternschaft. Die Arbeit mit unserem Körper, unseren Gefühlen und unserem Verstand nennen wir die „Praxis“, und sie bietet uns als Eltern ein familienfreundliches Übungsterrain, das uns ermöglicht, unsere ganz eigene Wahrheit zu finden.


Wir müssen nicht unbedingt auf dem Meditationskissen sitzen oder eine ausgefeilte Asana-Praxis entwickeln. Wir dürfen uns unseren inneren Raum in jedem Moment unseres chaotischen und verrückten Familienalltags zugänglich halten. Indem wir nicht sofort auf einen Reiz reagieren. Indem wir auf die Stopp-Taste drücken. Anhalten. Atmen. Den Fokus nach innen richten. Um dort zu schauen: Was ist jetzt? Was fühle ich? Was denke ich? Was ist die Situation? Und welche Möglichkeiten haben wir hier und jetzt um absichtsvoll, mitfühlend und gleichwürdig mit der Situation umzugehen?


Das ist das Schwierigste an der ganzen Geschichte: nicht die Atemtechnik zu erlernen oder eine Achtsamkeitsübung durchzuführen: das sind „nur“ die Trockenübungen. Die große Herausforderung ist es, den Raum zu halten, wenn es richtig brenzlig wird. Wenn unser Familienalltag im Chaos zu versinken droht, wenn unsere Kinder Amok laufen und wir einfach nicht mehr weiterwissen oder können. Aber…


Wenn wir regelmäßig praktizieren – egal ob auf oder fern der Matte und des Kissens – erweitern wir den Moment, in dem wir noch bewusst entscheiden können, wie wir hier & jetzt mit einer herausfordernden Situation umgehen möchten. Und in diesem kleinen Moment ist unsere Freiheit verborgen. Die Freiheit, die Eltern zu sein, die wir gerne sein möchten.

 

Hey, schön, dass du hier bist! Ich bin Constance. Kommunikationstrainerin, Yogalehrerin, Achtsamkeitscoach und Mama. Und noch immer auf der Suche nach meiner inneren Wahrheit. Um mir und meiner Familie ein Leben in Bewusstheit und Authentizität zu ermöglichen. Deshalb betreibe ich diesen Blog und den dazugehörigen Instagram-Account, wo ich in familienkompatiblen Abständen über meine Reise in und durch ein bewusstes, achtsames ElternSein berichte.


Mindful. Authentic. Mostly.

Constance


 

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1 comentario


monreal.selma
16 ene 2021

So wahr.... und gleichzeitig so herausfordernd!


Danke für deine tollen Einsichten in diesem Artikel. Zwischen Reiz und Reaktion - der Moment, der den Kern unserer buddhistischen Praxis ausmacht; Freiheit von Gedanken, Gefühlen, Konzepten.. Ein Erleben von mindblowing Freude und Leichtigkeit ;) Und ja, ich finde auch, den zu erreichen, geht nur mit Üben, Üben, Üben. Immer wieder, jeden Tag. Egal, ob es am Tag vorher "gut geklappt" hat oder nicht, einfach jeden Morgen wieder aufs neue versuchen, denn aus eigener Erfahrung kann ich sagen: auf lange Sicht hin lohnt es sich, hartnäckig an der Praxis dranzubleiben. Ich freue mich schon auf weitere Ideen von dir!


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