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MOTHERING YOURSELF. ÜBER (SELBST-)MITGEFÜHL & AUTHENTISCHE SELBSTFÜRSORGE IM FAMILIENALLTAG

Mitgefühl ist eines der zentralsten Elemente der Integrativen Achtsamkeit im Familienalltag. Gleichzeitig gilt vor allem Mitgefühl mit sich selbst aus meiner Erfahrung heraus häufig als schwach, egoistisch oder verleugnend. Deshalb mag ich meinem Verständnis von (Selbst-)Mitgefühl gerne einen kurzen Blogpost widmen und vor allem sein so wertvolles Potenzial für dich als Mutter und für die gesunde Entwicklung deines Kindes in den Fokus rücken.



"Winnetou kennt keinen Schmerz!"

Ich jedenfalls habe noch heute die Worte meines Opas im Kopf, die da lauteten: „Ach komm schon! Winnetou kennt keinen Schmerz!“. Dieser gutgemeinte, großväterliche Rat – der zum damaligen Zeitpunkt durchaus eine unterstützende Absicht hatte (ich bewunderte Winnetou und wollte immer sein wie er) und mein kleines Herz vor einem vielleicht schwer zu ertragenden Schmerz schützen sollte - wurde im Laufe der Jahre zu einem tiefen Glaubenssatz. Einem Mantra, das ich unbewusst mein bisheriges Leben mit mir herumtrug. Eine tiefsitzende Überzeugung, die nicht nur mein Handeln leitete, sondern auch und vor allem die Einstellung zu meinen unangenehmen oder schmerzhaften Erfahrungen formte.


Dieser Glaubenssatz half mir in großen Krisen, wie der Scheidung meiner Eltern, einer spontan geplatzten Hochzeit oder einer erlebten Fehlgeburt recht gut immer brav weiter zu machen. Nicht zurückzublicken. Nicht zusammenzubrechen. Mich nicht zu beschäftigen mit dem vermeintlichen Scheitern und dem Schmerz, den dieses "Scheitern" verursacht hätte. Er hielt mich am Funktionieren. Gleichzeitig sorgte es jedoch auch dafür, dass ich im Laufe der Jahre immer härter wurde. Härter mit mir selbst. Und härter mit meinem Umfeld. Ich schaffte es irgendwann allen Schmerz, der im Leben unvermeidlich ist, auszublenden und stetig ausschließlich auf das Positive zu blicken. Eine Zeit lang funktionierte das wunderbar. Bis ich irgendwann Mutter wurde und meine Kinder all diesen negierten Schmerz triggerten. Immer und immer wieder!






Mitgefühl im MUTTERsein

Wir fühlen als Mütter grundsätzlich immer mit unseren Kindern mit und haben gleichzeitig den Wunsch, ihren Schmerz zu lindern. Oder? Genau wie mein Opa vor vielen Jahren mit mir mitfühlte. Gleichzeitig wünschen wir uns jedoch auch, dass unsere Kinder stark werden. Dass sie sich nicht umwerfen lassen von den vermeintlichen Tiefschlägen, die das Leben so mit sich bringt. Dass sie weitermachen, egal wie hart die Zeiten gerade sind. „Mitgefühl lässt uns schwach und verletzlich werden.“, ist einer der Mythen, die noch immer im Umlauf sind und uns entsprechend beeinflussen. Warum? Weil Mitgefühl zum einen häufig mit Mitleid verwechselt wird (das immer eine gewisse Überlegenheit des Mitleidenden suggeriert) und weil es andererseits dem Schmerz über die unangenehmen Dinge des Lebens Raum einräumt. Und weil dieser Schmerz sich eben nicht sonderlich gut anfühlt. Und wir Menschen evolutionär bedingt um zu überleben Unangenehmem immer aus dem Weg gehen.



WARUM Mitgefühl DICH und DEIN Kind stärkt.

„Du bist hingefallen? Ach, komm, ist doch nicht so schlimm, ich seh‘ ja gar nix. Schau mal, da drüben gibt’s Eis. Sollen wir eins holen?“

Was wäre, wenn wir unserem Kind stattdessen den Raum gäben, diesen Schmerz wahrzunehmen? In seiner vollen Komplexität. Denn vielleicht geht es ja gar nicht nur darum, dass das Knie wehtut, wenn das Kind gefallen ist. Vielleicht geht es um das vermeintliche Scheitern des ersten Sprungs von einem hohen Bordstein. Vielleicht geht es auch um den Schmerz darüber, dass alle Freunde das doch schon können. Whatever! Klar ist, da ist Schmerz! Auch, wenn wir als Mütter ihn gerade so nicht nachempfinden können.


Wenn wir es schaffen, diesem – für uns oft so unverständlichen, ursprünglichen Schmerz unseres Kindes – echtes Mitgefühl entgegen zu bringen, und zwar verbunden mit dem zutiefst menschlichen Bedürfnis diesen Schmerz zu lindern, und ohne gleichzeitig davon abzulenken, dann bringen wir unseren Kindern bei, dass Unangenehmes im Leben gleichwertig ist mit dem Angenehmen. Dass beides einen Wert hat. Freude und Schmerz. Dass beides gesehen und gefühlt werden darf. Dass wir es auch wieder gehen lassen dürfen, wenn es erfahren wurde. Und dass wir so die Freiheit erlangen, wieder ganz von vorne anfangen zu können. Ohne Altlasten. Dann bringen wir ihnen Resilienz bei!




Wie DU als MUTTER (Selbst-)Mitgefühl LERNST

Wenn du als Mutter echtes Mitgefühl für dein Kind als einen Aspekt einer bewussten und authentischen Familienalltags verkörpern möchtest, musst du zu allererst Mitgefühl für dich selbst entwickeln. Und das ist häufig eben gar nicht so einfach, weil du das als Kind möglicherweise nicht gelernt hast.



Kristin Neff & Christopher Germer, die Pioniere der Arbeit mit Selbstmitgefühl, differenzieren in ihrer Literatur immer wieder das Yin & Yang des Selbstmitgefühls, und ich persönlich finde diese Unterteilung super hilfreich, was den Umgang mit uns selbst im MutterSein angeht. Also...


1. Der sanfte, umsorgende Yin-Aspekt des Selbstmitgefühls

Wenn du gerade mal wieder nicht die Mama sein konntest, die du eigentlich sein möchtest.... Weil du dein Kind angeschrien hast. Weil du vielleicht gereizt, müde oder überfordert bist. Gerade dann ist Selbstmitgefühl das Allererste, was du aufbringen darfst. Nicht zur nächsten Eisbude rennen. Nicht in die Arbeit stürzen. Nicht bagatellisieren. Sondern den Schmerz erfahren als unvermeidlichen Teil deiner Mutterschaft. Schmerz darüber, dass du nicht immer so sein kannst, wie du sein möchtest. Weil es Umstände gibt, die dich beeinflussen. Weil du ein Mensch bist und nicht perfekt. Und weil es weder dir noch deinem Kind hilft, wenn du dich für deine Taten und Gefühle entweder fertig machst oder sie übergehst.


Der Yin-Aspekt des Selbstmitgefühls umfasst die Art und Weise, wie du dich nach Innen wendest und deinem Schmerz, den vermeintlichen „Fehlern“ oder einem „Scheitern“ begegnest. Nämlich liebevoll, umsorgend und tröstend.


2. Der bestimmte, versorgende Yang-Aspekt des Selbstmitgefühls

Der Yang-Anteil des Selbstmitgefühls umfasst die Art und Weise, wie du für dich selbst einstehst. Wenn du vielleicht glaubst, dass Selbstfürsorge etwas ist, das du erst dann tun darfst, wenn der ganze Rest erledigt ist. Oder wenn du deine Integrität nicht wahrst, weil es dir schwerfällt dem Kind Grenzen aufzuzeigen. Oder wenn du immer wieder über deine körperlichen und emotionalen Möglichkeiten gehst um der bedürfnisorientierten Entwicklung deines Kindes nicht im Wege zu stehen. Das ist ganz konkret mangelndes Selbstmitgefühl, das zu mangelnder Selbstfürsorge führt.


Der Yang-Aspekt des Selbstmitgefühls ist (pro)aktiv. Er beschreibt dein Tun im Außen. Die Art und Weise, wie du deine persönliche Integrität wahrst. Wie du deine Grenzen schützt, aktiv für dich sorgst. Beschützend, integer, versorgend.



Selbstmitgefühl als absolute Basis
authentischer SelbstfürsorgE im Muttersein

Aus meiner Sicht ist Selbstmitgefühl der erste Schritt zur Selbstfürsorge. Ansonsten ist eine Tasse Tee eben doch nur eine Tasse Tee und kein Akt authentischer Selbstfürsorge. (Warum? Siehe hier)


Und an dieser Stelle schließt sich für mich persönlich der Kreis! Denn: Wenn wir beide Aspekte von (Selbst-)Mitgefühl in unserem MutterSein bewusst kultivieren, dann können wir einerseits authentisch und selbstverständlich für uns selbst sorgen. Und gleichzeitig können wir so unserem Kind vorleben, dass Mitgefühl absolut gar nichts mit Schwäche zu tun hat, sondern eine zutiefst menschliche Qualität ist, die maßgeblich dazu beiträgt, unser Leben so gut wie möglich selbst zu gestalten indem wir überhaupt erst in der Lage sind für uns selbst zu sorgen. Und zwar ohne Schuldgefühle!



 


PodcastFOLGE FÜR AUTHENTISCHE SELBSTFÜRSORGE im MutterSein

Wenn du mehr über authentische Selbstfürsorge im Familienalltag wissen möchtest, gibt es für dich hier die passende Podcastfolge MOTHERING YOURSELF.






WORKBOOK FÜR AUTHENTISCHE
SELBSTFÜRSORGE im MutterSein

Das Workbook ist gerade noch in der Entstehung. Bitte melde dich hier für den Newsletter an - dann bekommst du von mir eine Email, sobald das Workbook veröffentlicht ist.


 

Mein Name ist Constance Grunewald-Petschke. Ich bin 44 Jahre alt, ursprünglich Sprach- und Kulturwissenschaftlerin, inzwischen hauptberuflich Achtsamkeits- und Meditationslehrerin, Yoga-Junkie, Abenteurerin und seit 2015 Mutter zweier überaus lebendiger junger Menschen. Mit diesem Blog möchte ich die Herausforderungen von uns Müttern im Familienalltag neu denken. Ich will Ideen und Konzepte über das MutterSein hinterfragen, wachrütteln und ermächtigen. Wenn du mehr über INTEGRATIVE ACHTSAMKEIT IM FAMILIENALLTAG erfahren möchtest, registriere dich hier mit deiner Emailadresse. Dann bekommst du regelmäßige Impulse direkt in deine Mailbox. Folge mir gerne auch auf Instagram, da gibt’s zwischendurch weitere praktische Tools für ein bewusstes, authentisches MutterSein.


Ich freu mich auf dich!

Deine Constance 🧘🏻‍♀️🌻




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